Dieses Thema wird viel diskutiert. Auch im Fragenhagel begegnet Timo die Frage: „Muss ich Stoffe vorwaschen?“ immer wieder. Daher lernst Du heute in einer kurzen Übersicht, warum, wie und wann Du Stoffe vorwaschen solltest.
Du erhältst Antworten auf die Fragen:
- Welche Argumente gibt es für und gegen die Wäsche?
- Welche Stoffe sollte ich vorwaschen?
- Wie wasche ich meine Stoffe?
- Zusammenfassung: Wann soll ich Stoffe vorwaschen?
- Fazit: Muss ich Stoff vorwaschen, bevor ich nähe?
Welche Argumente gibt es für und gegen die (Vor-)Wäsche?
Wahrscheinlich hast Du dieselben Zweifel am Vorwaschen, wie die meisten Näherinnen:
- Du möchtest nicht auf die Wäsche warten, sondern den Stoff sofort vernähen
- Du empfindest das Vorwaschen als unnötig
- Das Vorwaschen braucht Wasser und Energie. Das möchtest Du vermeiden.
- Der Wasch- und Trocknungsprozess ist Dir schlicht zu aufwendig.
All diese Argumente kann wahrscheinlich jeder Nähbegeisterte verstehen, denn man kennt es: der neue Stoff kommt an und Dein Kopf sprudelt schon vor lauter Ideen. Am liebsten möchtest Du das Paket aufreißen und sofort losnähen!
Doch es gibt mehrere, schlagfertige Argumente, warum Du das nicht tun solltest.
1. Stoffe laufen (unterschiedlich stark) ein
Unter anderem Maschenware und Stoffe aus natürlichen Materialien laufen bei der Wäsche ein. Vor allem beim ersten Waschgang ziehen sie sich zusammen. Viskose kann beispielsweise bis zu 15% ihres Volumens verlieren. Man nennt dies den „Krumpfwert“ eines Stoffes. Bei Baumwolle liegt er übrigens bei bis zu 5%.
Nun stell Dir vor: Du nähst eine hübsche Bluse aus Viskose und warst zu ungeduldig für die Vorwäsche. Nach getaner Näharbeit ziehst Du sie an und bist rundum zufrieden. Nun folgt die erste Wäsche (vielleicht auch erst, nachdem Du sie getragen hast). Du wartest die Trocknung ab, ziehst die Bluse an und stellst fest, dass sie viel zu eng ist. Und zu kurz ist sie auch noch, sie reicht Dir gerade mal bis zum Bauchnabel.
Schuld ist das Einlaufen des Stoffes. Nun ist Deine Bluse hinüber (falls Du sie nicht mit einer Borte oder ähnlichem retten kannst) und Du musst sie verschenken. Vielleicht hat sie sich sogar verzogen und sie ist nicht mehr nutzbar. Das ist frustrierend! Du hast viel Arbeit in die Bluse gesteckt, Geld ausgegeben und Material verbraucht.
Dieser Verlust ist also nicht nur für Dich sondern auch für die Umwelt traurig. Denn die Ressourcen wurden ohne Nutzen verbraucht. Es ist also weitaus weniger schlecht für die Umwelt, wenn Du die Stoffe vorwäscht (natürlich nicht einzeln) und Dein genähtes Unikat jahrelang trägst. Deine Zeit bekommst Du ebenfalls nicht zurück, es wäre also den geringen Mehraufwand wert gewesen, den Stoff vorzuwaschen.
Auch der Zusatz „unterschiedlich stark“ spielt eine große Rolle. Vernähst Du zwei verschiedenartige Stoffe, zum Beispiel Jersey und Waffelpique (wie bei der Krabbeldecke), laufen diese beim Waschen unterschiedlich stark ein. Es ist also immens wichtig, sie vorzuwaschen, damit sich Dein Nähwerk später nicht verzieht.
2. Stoffe können ausbluten
Je nach Druckverfahren und Farben bluten manche Stoffe stärker, manche weniger stark aus. Das bedeutet, sie geben einen Teil der Farbe beim Waschen ab und haben einen (meist geringen) Farbverlust.
Damit Du also Deine Accessoires und ggf. Kombistoffe passend auswählen kannst, empfiehlt sich die Vorwäsche.
Hier helfen Farbfangtücher oder Color Waschmittel, dass die abgegebene Farbe aufgefangen wird und die mitgewaschenen Textilien nicht beeinflusst.
3. Stoffe können Chemikalien & Staubpartikel enthalten
Oft hat der Stoff eine lange Reise hinter sich, wenn er bei Dir ankommt. Auch wenn die StoffMetropole größten Wert auf hohe Qualität und wenn möglich chemiefreie Stoffe legt, können sich Staubpartikel o.ä. auf den Stoff schleichen.
Damit Du einen rundum sauberen, hygienisch einwandfreien Stoff verarbeitest, solltest Du Dein Material vorwaschen. Bei Stoffen, bei denen das nicht möglich ist, empfiehlt sich das Bügeln mit Dampf (falls möglich).
Welche Stoffe solltest Du wann vorwaschen?
Definitiv vorwaschen solltest Du alle Stoffe, die stark einlaufen. Das sind zum Beispiel Blusenstoffe wie Viskose, die bis zu 15% einlaufen kann. Das sind auf den Meter gerechnet nicht wenige Zentimeter, die Du nach der ersten Wäsche verlierst. Wäschst Du den Stoff nicht vor und nähst Dir eine tolle Bluse, kann diese nach der ersten Wäsche bis zu 15cm kleiner sein (auf einen Meter gerechnet), als zu Beginn. Im schlimmsten Fall passt sie nicht mehr und all die Arbeit war umsonst.
Auch andere Stoffe, die aus natürlichen Materialien wie Baumwolle bestehen, sollten vorgewaschen werden. Selbiges gilt für Projekte, bei denen Du verschiedene Stoffe kombinierst sowie für Arbeiten auf Maß. Um eine gute Passform zu garantieren, ist das Vorwaschen hier unerlässlich!
Achte unbedingt darauf, nur Stoffe vorzuwaschen, die eine Wäsche vertragen. Bei Wolle, Walk und Co. solltest Du immer auf die Herstelleranweisungen hören und die Stoffe nicht in der Waschmaschine vorbehandeln. Auch hier gilt: Da Du die Stoffe auch im späteren Gebrauch nicht waschen wirst (Walk wird beispielsweise gebürstet oder ausgeklopft), ist das auch vor dem Vernähen nicht nötig / nicht zu empfehlen.
Nicht vorwaschen musst Du synthetische Stoffe wie Fleece oder Funktionsmaterial, wenn sie zu 100% aus Polyester bestehen.
Solltest Du eine Tasche nähen, das Kinderzimmer mit einer Wimpelkette schmücken oder eine Laptophülle nähen, kannst Du meist auf das Vorwaschen verzichten. Hier kannst Du Dir merken: Was im genähten Zustand nicht gewaschen wird, muss auch nicht vorgewaschen werden.
Das bezieht sich allerdings nur auf die Kriterien Farbechtheit und Passform. Wenn Du Accessoires nähst, die viel Hautkontakt haben, ist eine Vorwäsche dennoch ratsam. So stellst Du sicher, dass alle Chemikalien, Staub oder kleine Verschmutzungen entfernt sind und der Stoff Deiner Haut gut tut.
Um die Haut der Kleinsten zu schützen, wird ein Vorwaschen aller Stoffe, die zu Babykleidung und -accessoires vernäht werden, empfohlen.
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Wie wasche ich meine Stoffe (vor)?
Auf jeden Fall gilt immer: Halte Dich an die Herstellerangaben. Auf stoffmetropole.de findest Du beispielsweise immer eine Waschanweisung unter jedem Produkt (im Shop). Überschreite nicht die dort angegebene Waschtemperatur und handle nach den Empfehlungen.
Solltest Du Dir unsicher sein, kannst Du bedenken: Du solltest den Stoff so waschen, wie Du ihn auch später wäschst. Ein Funktionsstoff kann beispielsweise bei 60°C vorgewaschen werden, da auch Dein Sporttop im späteren Gebrauch diesen Waschtemperaturen ausgesetzt sein wird.
Bei empfindlichen Stoffen wie Seide, Wolle oder Leinen ist Vorsicht geboten. Falls die Stoffe gewaschen werden, stelle das Schonprogramm ein und minimiere die Schleuderzahl. Hier empfiehlt sich zudem die Nutzung von Schonwaschmittel.
Auch die Trocknung ist wichtig. Achte unbedingt darauf, dass sich die Stoffe nicht verziehen oder aushängen. Idealerweise legst Du sie über den Wäscheständer, sodass kein Zug auf dem Material ist. Setze sie nicht zu lange der direkten Sonne aus, um die Farben zu schützen. Für eine schnelle Trocknung solltest Du die Stoffe zudem in reichlich Abstand zueinander aufhängen.
Um die Umwelt zu schonen (und Zeit zu sparen), solltest Du die Stoffe selbstverständlich nicht alleine waschen. Sortiere die Stoffe wie gewohnt nach Farben und wasche ähnliche Textilien zusammen. Helle Produkte kannst Du einfach Deiner normalen Wäsche beifügen. Eine Ausnahme bilden Stoffe wie Denim, die teilweise sehr ausbluten. Hier empfiehlt sich die Wäsche mit Farbfangtüchern oder ausschließlich ähnlichen Stoffen.
Schnittkanten vor dem Waschen versäubern
Auch wenn dieser Schritt einige Arbeit bedeutet: es wird sich lohnen! Gewebe fransen aus und vor allem beim Waschen lösen sich Fäden.
Damit diese nicht Deine Waschmaschine verunreinigen, solltest Du alle offenen Stoffkanten vor dem Waschen versäubern. So vermeidest Du auch den Materialverlust, den ein Ausfransen mit sich bringt.
Dies gilt für Webwaren wie beispielsweise:
Wenn Dir das zu mühselig ist, kannst Du Dir mit einem Wäschenetz helfen. So verhinderst Du zwar nicht das Ausfransen, die abgetrennten Fasern verschmutzen jedoch nicht Deine Maschine. Bei großen Stoffstücken kann ein Kissenbezug genauso funktionieren.
Zusammenfassung: Wann soll ich Stoffe vorwaschen?
Du kannst Dir also merken, dass Du Stoffe immer vorwaschen solltest, wenn:
- Das Material stark einläuft
- Du auf Maß arbeitest
- Du verschiedene Stoffe miteinander kombinierst
- Du Dir unsicher bist, wie reinlich & sauber die Stoffe sind
- Du Babykleidung oder -accessoires nähst
Fazit: Muss ich Stoff vorwaschen, bevor ich nähe?
Eine allgemeingültige Antwort gibt es hier nicht. Grundsätzlich solltest Du alle Stoffe, die einlaufen können, vorwaschen, solange diese die Wäsche in der Waschmaschine vertragen (s. Produktinformation des Händlers). Damit Du mir sauberen, hygienischen Stoffen in ihrer finalen Begebenheit (Größe, Farbe, Volumen) arbeitest, ist ein Vorwaschen immer empfehlenswert. Hier kannst Du Dich auf die Faustregel berufen: Wasche Stoffe immer so vor, wie sie auch im vernähten Zustand gewaschen werden.
Dieser Guide gibt Dir hoffentlich einen guten Eindruck, wann, warum und wie Du Stoffe vor dem Nähen waschen solltest. Hast Du weitere Fragen, Anmerkungen oder Wünsche, stelle sie gern unter diesem Beitrag.
Wir wünschen Dir weiterhin viel Freude beim Nähen
Anne und Timo von stoffmetropole.de Zum Shop!